Lengfeld – Als sich Anton Uhl im Jahr 1870 mit einer Schlosserei in der Würzburger Innenstadt selbstständig machte, hätte er wohl kaum zu träumen gewagt, dass sich im Laufe von 150 Jahren sein kleiner Betrieb zu einem hochmodernen mittelständischen

Drei Generationen der UHL-Geschäftsleitung; v.l.n.r.: Frank Schneider, Johannes Schneider, Josef Schneider (als Porträt an der Wand), Thomas Schneider, Heribert Schneider und Marko Graf; Foto: UHL GmbH & Co. Stahl- und Metallbau KG

Handwerksunternehmen und gefragten Arbeitgeber von 100 Mitarbeitern entwickeln würde. Auch wenn die Firma nach wie vor seinen Namen trägt, hat sich vieles verändert. Galt damals noch das Motto „Arbeite schnell, gut und günstig!“, hat sich das Unternehmen im vergangenen Jahr erst einen neuen Slogan verpasst: „Wir bauen´s. Zusammen.“. Auf Wachstumskurs begab sich der Betrieb nach den beiden Weltkriegen, nachdem 1949 Schlossermeister Josef Schneider, damals langjähriger Mitarbeiter, den kinderlosen Gründersohn Karl Uhl beerbt hatte.

Mittlerweile steht bei der UHL GmbH & Co. Stahl- und Metallbau KG die dritte Generation der Familie Schneider am Ruder und stellt sich den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft. Gerne würde die Geschäftsleitung, bestehend aus Thomas und Frank Schneider sowie Marko Graf, das Jubiläum gebührend feiern, doch bedingt durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie haben sie die Planungen auf das kommende Jahr verschoben.

Trotzdem beschäftigen sich in diesen Wochen vor allem die langjährigen Geschäftsführer Johannes und Heribert Schneider vermehrt mit der Vergangenheit ihres Unternehmens. Die beiden Brüder, Söhne von Josef Schneider, die Anfang des Jahres den Staffelstab an die nächste Generation übergeben hatten, teilen ihre Erinnerungen auf diesem Wege auch mit der Öffentlichkeit.

So beschreibt Heribert Schneider die Ausgangssituation, als er im Jahr 1975 in die väterliche Firma einstieg, als prekär. Damals sorgte ein großer Schuldenberg für enormen Erfolgsdruck in unsicheren Zeiten. Dass UHL diese schwierige Phase erfolgreich meisterte, verdankt das Unternehmen zum großen Teil seiner stabilen Belegschaft, die über vier Jahrzehnte hinweg Hand in Hand vorzüglich zusammenarbeitete. „Zahlreiche Mitarbeiter traten als junge Menschen in die Firma ein, entwickelten sich zu Stützen der jeweiligen Abteilungen und hielten der Firma über viele Jahrzehnte bis zum Renteneintritt die Treue“, freut sich Heribert Schneider im Rückblick.

Als Meilenstein bezeichnet der Seniorchef die Einführung des internen Projektleitersystems im Stahlbau Ende der 80er-Jahre sowie eigene Uhl-Norm und Uhl-Details. Ein weiterer war die Wiedervereinigung Deutschlands, die in den Neuen Bundesländern einen Nachfrageboom auslöste und UHL einen erfreulichen Auftragsschub bescherte. Infolge dieses Aufschwungs wuchs der Betrieb stetig und zog schließlich 1995 in den Neubau im Gewerbegebiet Ost um.

Gute Auftragslage gibt Anlass für Optimismus

Anders als in der „guten alten Zeit“ verfügt UHL heute über eine hochmoderne leistungsfähige Ausstattung, dazu Qualifizierungen und Zertifikate, die den hohen Standard bestätigen. Thomas Schneider betont, dass „die aktuelle Auftragslage und die Auftragseingänge der letzten Wochen uns schon optimistisch für das erste Halbjahr 2021 machen. Wie gesagt, das kann man länger nicht planen. Aber die nächsten sechs Monate sind schon halbwegs ‚in trockenen Tüchern‘.“

Neben der gefestigten Marktposition ist der größte Trumpf die Belegschaft, die auch in der Corona-Zeit die Geschäftsleitung hundertprozentig unterstützt. Dank der guten Auftragslage konnte Kurzarbeit vermieden werden. Niemand müsse sich derzeit um seinen Arbeitsplatz sorgen, meint Thomas Schneider. Zudem habe die Eigentümerfamilie in den letzten Jahrzehnten so gewirtschaftet, dass sich UHL ein Polster aufbauen konnte, „von dem wir auch in schwierigen Zeiten zehren könnten“, so der Geschäftsführer.

Trotzdem gelte es, einen weiteren Lockdown zu vermeiden. Dieses Risiko schwebe weiterhin über allem, meint Thomas Schneider. Kritisch betrachtet er die möglichen Auswirkungen auf die Wirtschaft, aber auch psychologisch innerhalb der Gesellschaft. Persönlich ist er „stolz, im 150. Firmenjahr mein erstes Jahr als Geschäftsführer zu haben. Auch wenn es einfachere Zeiten hätten sein können, gilt es, die Herausforderung anzunehmen und das Bestmögliche daraus zu machen. Und ich bin optimistisch, dass wir in 2021 die Feierlichkeiten werden nachholen können.“

Die Belegschaft soll trotzdem in diesem Jahr nicht leer ausgehen. Die Geschäftsleitung hat als Dank für das Mitziehen in der Krise und auch, weil in diesem Jahr keine Feier stattfindet, entschieden, angelehnt an die 150 Jahre, eine Prämie von 150 € an jede(n) Mitarbeiter/in auszubezahlen.