Grombühl – Der Zentral-Operationssaal des Uniklinikums Würzburg verfügt seit Juni dieses Jahres über einen Operationsroboter der neuesten Generation. Die mit dem „da Vinci Xi“ mögliche, hohe Präzision führt nachweislich zu noch besseren KonsoleBehandlungsergebnissen, speziell in der minimal-invasiven Tumorchirurgie und in der rekonstruktiven Urologie.

Das „da Vinci Xi“ gilt als das derzeit fortschrittlichste auf dem Markt verfügbare Operationsroboter-System. Seit Juni dieses Jahres ist eines dieser über zwei Millionen Euro teuren Hochtechnologie-Geräte im Zentral-Operationssaal des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) des Uniklinikums Würzburg (UKW) im Einsatz. „Das System kombiniert die Vorteile der minimal-invasiven Chirurgie mit einer hochaufgelösten, dreidimensionalen Visualisierung. Besonderes Augenmerk wurde bei der aktuellen Generation der langjährig bewährten ‚da Vinci‘-Gerätereihe auf eine noch umfassendere Beweglichkeit der Operationsinstrumente gelegt“, erläutert Prof. Dr. Hubert Kübler, der Direktor der Urologischen Klinik des UKW. Er gilt als erfahrener Anwender roboterassistierter Chirurgiesysteme.

Vier extrem bewegliche Arme

Der neue Roboter hat vier Arme, die – außer mit der HD-Kamera – mit drei Operationsinstrumenten bestückt werden können. Während die Arme beim Vorgängermodell noch an einer vertikalen Säule angebracht waren, werden sie bei der Xi-Generation von einem horizontalen Überkopfbalken getragen. „Dadurch sind Kippungen und Rotationen möglich, mit denen die Arme in beinahe jede denkbare Position gebracht werden können. Gleichzeitig sind die Roboterarme kleiner und schmäler, was ebenfalls zum Bewegungsumfang beiträgt“, schildert Prof. Kübler.

Ein wesentlicher Effekt dieser Beweglichkeit: Bei der Operation können die nur durch kleine Schnitte in den Körper eingeführten Instrumente ein deutlich größeres Areal erreichen, ohne – wie bei den Vorgängermodellen – den Roboter aufwändig „abzudocken“ und um den Patienten herumzufahren oder den Kranken in eine komplizierte Lagerungsposition bringen zu müssen.

Bewegungsübertragung von der Konsole ins Operationsgebiet

Im Gegensatz zu konventionellen laparoskopischen Operationen, bei denen der Operateur am Patienten steht und teilweise ausladende Bewegungen in ungünstigen Haltungen vollziehen muss, sitzt der ausführende Arzt beim „da Vinci“-System an einer dem OP-Tisch benachbarten Konsole und arbeitet mit Joysticks. Mit diesen werden die Fingerbewegungen an die Roboterinstrumente übertragen. Dabei ist ein starkes „Verfeinern“ möglich: Aus großen Handbewegungen an der Konsole werden bei Bedarf zugunsten der Präzision kleinste Instrumentenbewegungen im Operationsgebiet. Als weiteren Pluspunkt transferiert das System die Bewegungswünsche des Operateurs zitterfrei auf die Instrumente im Patienten.

Die Beweglichkeit der an den Armen angebrachten Instrumente übertrifft die der menschlichen Hand. Und auch die Sehkraft des Arztes wird optimiert: Die Optik des Xi liefert ihm eine vergrößerte sowie im Vergleich zu seinen Vorgänger-Generationen noch schärfere und qualitativ noch hochwertigere 3D-Sicht auf das Operationsgebiet.

Ergonomische Arbeiten bei voller Kontrolle

Während des Eingriffs ruhen die Arme des Operateurs auf bequemen Armlehnen und auch sein Kopf wird ergonomisch gestützt. „Das fördert ein ermüdungsfreies und konzentriertes Arbeiten auch bei komplexen, mehrstündigen Operationen“, weiß Prof. Kübler zu schätzen. Der Klinikdirektor betont, dass das System keinen einzigen Operationsschritt selbstständig ausführt – also strenggenommen kein Roboter sei. Vielmehr bleibe die Kontrolle über die gesamte Anlage jederzeit in der Hand des Operateurs.

Vorteilhaft zum Beispiel bei der Prostatektomie

Zum Einsatz kommt das „da Vinci Xi“-System am UKW beispielsweise zur Prostatektomie bei Prostatakrebs. „Die mit dem Roboter mögliche Präzision führt hier zu noch besseren Ergebnissen, was das Erhalten der Kontinenz und der Potenz eines Patienten angeht. Außerdem sind eine schnellere postoperative Mobilisierung und ein kürzerer stationärer Aufenthalt möglich“, zählt Prof. Kübler einige der Vorteile auf.

Weitere Anwendungsfelder sind die Harnblasenentfernung bei Blasenkrebs, die Nierentumorentfernung sowie rekonstruktive Operationen an Harnblase und Harnleiter.

„Unter dem Strich ermöglicht uns der OP-Roboter hochpräzise, sichere, zügige und patientenschonende Eingriffe, die bei der minimal-invasiven Chirurgie in Unterfranken Maßstäbe setzt“, fasst Prof. Kübler zusammen. Um die Spitzentechnologie möglichst vielen Patientinnen und Patienten anbieten zu können, wird das Gerät interdisziplinär zusammen mit der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie sowie der Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg intensiv genutzt.

Bildunterschriften:

Der Operateur steuert die Roboterarme von einer Konsole aus. Seine Bewegungen werden dabei stark verfeinert und vollkommen zitterfrei.

Bilder: Andrey Svistunov / Uniklinikum Würzburg